Aktuelles

Wenn’s brennt

So lautet das Schwerpunktthema der Ausgabe 2/17 der Samariterzeitung. Was darin anhand von Übungen aufgezeigt ist, wurde für einige Samariter unseres Vereins kürzlich zum Ernstfall. Ein Grossbrand in der Sägerei Schilliger in Haltikon zerstörte zwei Produktionshallen. Feuerwehren aus drei Kantonen mit insgesamt 300 Löschkräften waren ab dem frühen Nachmittag im Einsatz und konnten ein weiteres Übergreifen verhindern. Über den Brand und die Löscheinsätze berichteten die Medien ausführlich.

Die Feuerwehr Meggen war von Anfang an zur Stelle. Unsere Feuerwehrsamariterinnen wurden ebenfalls sofort alarmiert. Astrid Lackner und Heidi Zwyssig wie auch Annemarie und Kurt Peter von der Alarmgruppe waren ab etwa 15 Uhr am Schadenplatz und leisteten wertvolle Arbeit, bevor sie um 21 Uhr abgelöst wurden. Annemarie und Kurt schildern, wie sie diesen Einsatz erlebt haben.

Was habt ihr angetroffen?

Als wir alarmiert wurden, gingen wir zunächst von keiner grossen Sache aus. Aber als wir dann von Tschädigen aus den mächtigen Rauchpilz über Haltikon sahen, war uns sofort klar, dass wir es mit einem grösseres Ereignis zu tun hatten. Bei unserem Eintreffen waren nebst den Feuerwehren bereits mehrere Ambulanzen, die Polizei und auch sonst ganz viele Leute zur Stelle. Man teilte uns mit, wo wir uns zu melden haben. Angehörige der SEE * – gut erkennbar in ihrer auffälligen Arbeitskleidung – hiessen uns willkommen, drückten uns verschiedene Kisten aus ihrem Wagen in die Hände und beauftragten uns, im ehemaligen Restaurant Säge ein Verwundetennest einzurichten.

Wusste man zu diesem Zeitpunkt schon, ob sich noch Angestellte oder andere Personen in den brennenden Hallen befanden?

Als wir ankamen hat es geheissen, zwei Personen würden vermisst. Das ist uns recht „eingefahren“. Der Brand loderte bereits mächtig, man ist sehr nahe dran. Wir hatten echt Sorge, was auf uns zukommen könnte.

Was war eure Tätigkeit?

Kurt: Es war schnell klar, dass wir das Verwundetennest nicht im ehemaligen Restaurant einrichten konnten. Dieses sei zu nahe am Brandherd und müsse evakuiert werden. Wir wurden angewiesen, in die Betriebskantine auf der andern Strassenseite zu dislozieren. Dort verschafften wir uns etwas Raum, räumten Tische und Stühle auf die Seite. Bald schon hiess es aber, man brauche die ganze Kantine, um die Einsatzkräfte zu verpflegen. So habe ich unser Material einen Stock tiefer gezügelt, in die Waschküche im Erdgeschoss. Das war dann – nachdem ich die Wäsche auf die Seite geräumt hatte – ideal, geräumig und von aussen hätte man mit einer Bahre direkt reinkommen können. Innert einer halben Stunde kamen oben bereits die ersten Leute, um sich bei einem Kaffee aufzuwärmen.

Annemarie: Mittlerweile wurden wir drei Frauen an den SEE-Stützpunkt beordert – eine offene Halle mit extremem Durchzug –, für die „Atemschutzkontrolle“. Wir stellen einen Tisch auf, verschiedenste Geräte aus dem SEE-Wagen wurden ausgepackt, und man instruierte uns, wie wir damit umgehen mussten. Alle Feuerwehrleute, welche ganz nahe am Brand arbeiteten, wurden jeweils nach einer Viertelstunde zurückbeordert und mussten sich bei uns melden. Unsere Aufgabe war es dann, ihnen Fieber, Puls, Blutdruck, Co2, und die Sauerstoffsättigung zu messen und ihr Allgemeinbefinden zu beurteilen. Sie mussten mindestens einen halben Liter trinken und etwas Nahrung (Schoggi) zu sich nehmen. Alles war genau vorgegeben und musste auf einem Formular dokumentiert werden. Die Chefin entschied dann anhand der Werte, wie schnell ein Feuerwehrmann wieder bereit war für den nächsten Einsatz.

Wie waren die Bedingungen für euren Einsatz?

Annemarie: Wir wurden gut instruiert. Das „sind so Maschineli gsi, da hesch eifach müesse die Wärt abläse“. Das grosse Problem war die Kälte. Nach und nach stiegen fast alle Apparate aus. Dann gab es einen Stromausfall, wir machten unsere Tests beim Licht von Taschenlampen weiter. Leute vom Rettungsdienst erkannten die Situation und stellten eine Stange auf, woran eine starke Lampe befestigt war. Da hatten wir wieder Licht. Trotzdem es nebenan lichterloh brannte, war es eisig kalt in dieser offenen Halle. Das bedeutete eine grosse Erkältungsgefahr für die durchnässt und verschwitzt eintreffenden Feuerwehrleute. Man müsste mit ihnen irgendwo an die Wärme gehen können, in ein Zelt zumindest. Diesen Wunsch erfüllten Angehörige der Polizei, welche mit einem roten Bündel ankamen, und dieses „irgendwie elektrisch aufgeblasen“ haben. So stand uns nun ein Zelt zur Verfügung. Es hatte Bänke darin, einen Tisch, sogar einen elektrischen Heizlüfter.

Kurt: Die Leute erhielten heissen Tee und Suppe. In der Kantine wurde dies in Warmhaltebidons bereitgestellt. Unzählige male lief ich damit hin und her, hatte immer einen klaren Auftrag, wo grad jemand versorgt werden sollte. Bis dahin konnte noch niemand weg vom Brandgeschehen.

Annemarie: Als ich mal abgelöst wurde, konnte ich in die Kantine. Das gesamte Kantinenpersonal war aufgeboten. Die haben unablässig gearbeitet, waren alle freundlich und nett. Immer mehr Feuerwehrleute kamen nun, welche mit Brot, Würsten, Nussgipfel, Suppe, Tee, Kaffee, Mineralwasser verpflegt wurden, immer wieder kamen Autos angefahren mit Nachschub. Diese Solidarität hat mich sehr beeindruckt.

Wie konntet ihr eure Samariterkenntnisse einbringen?

Die Grundelemente des Sanitätsdienstes und der Ersten Hilfe, das Richtige zu tun in jeder Situation, das in Fleisch und Blut zu haben ist das, was du im Samariterverein üben kannst und immer wieder auffrischst. Sicherheit im Umgang mit Defi oder Blutdruckapparat oder Sauerstoffgerät oder der Atembeutel. Patienten schützen, zudecken, wenn es kühl ist und solche Dinge. Alles aber kannst du nicht üben. In einer Situation wie dieser, geht es auch darum, dass man sich einordnet, unterordnet und die Anweisungen der Leitung an Ort befolgt. Normalerweise hätten wir Samariter die Verantwortung, wenn sie zum Beispiel einen Feuerwehrmann gebracht hätten mit Brandverletzungen oder ohnmächtig. „Da musst du dann das Richtige machen.“ Hier in Haltikon waren mehrere Ambulanzen sowie der Rettungsdienst Küssnacht vor Ort. Da dachte ich „schon mal alles gut“, ich konnte „loslassen“. Bald schon wusste man auch, dass die beiden zunächst vermissten Personen in Sicherheit sind. Doch ein Unfall ist schnell passiert. Überall lag gefrorener Schnee, Schlauchleitungen kreuz und quer, die Menschen rannten, auch nachts. So ist es ein grosses Glück, dass bis auf einen verletzten Feuerwehrmann keine weiteren Personen zu Schaden gekommen sind.

* Die SEE (Sanitätsdienstliches Ersteinsatz Element Küssnacht) wird bei grösseren Ereignissen zur Unterstützung des Rettungsdienstes aufgeboten.

Anstehende Veranstaltungen